Es war absehbar.

Umso wahrscheinlicher in Thüringen eine erste rot-rot-grüne Regierung wird, umso stärker üben all die wirklichen und die selbsternannten BürgerrechtlerInnen, Merkels und Seeheimer Druck aus auf SPD und Grüne, sich nicht an diesem politischen “Dammbruch” schuldig zu machen. Es wird vor allem auch appeliert an die Urgesteine von Bündnis 90, sich nicht an der eigenen Biografie zu versündigen.

Diese Sichtweise ist bekannt, sie ist wirkmächtig, sie betrachtet die Linkspartei als monolithischen Block des Bösen.

Natürlich kann man die Verpflichtung als Bündnis 90 sehen, unverrückbar daran festzuhalten, niemals mit denen zu kooperieren, von denen man jahrzehntelang unterdrückt wurde, die einen sabotierten als man selbst für Freiheit kämpfte, die in der Kontinuität der SED stehen. Diese Haltung ist sehr verständlich und gut begründet. Man kann aber, gerade auch als nachkommende Generation in beiden Parteien, zu einem anderen Schluss kommen: Eine mögliche Zusammenarbeit mit der Linkspartei birgt die Möglichkeit, in der LINKE deren eigene, bislang nur sehr vorsichtig angedeutete Wende zu forcieren. Denn die Linkspartei einzubinden in rot-rot-grüne Bündnisse bedeutet, diejenigen zu stärken, die sich schon heute parteiintern für Aufarbeitung des DDR-Unrechts stark und unbeliebt machen.

Das bedeutet nicht, der LINKE zu “vergeben”. Es bedeutet, 25 Jahre nach der Implosion der Mauer, das Gegenteil: Wenn man sich gemeinsam mit der SPD traut und es gelingt, von der Linkspartei enorme Zugeständnisse zur Aufarbeitung des Unrechtsstaates DDR auch innerhalb der eigenen Partei einzuholen, dann hat man sich nicht versündigt. Im Gegenteil, man hätte damit im Jahr 1989 + 25 eine Entwicklung festgeschrieben, auch in der Linkspartei die Wende mit gewaltiger Verspätung umzusetzen: Sie zu einem Ort werden zu lassen, an dem große Zahlen an ehemaligen hauptamtlichen und inoffiziellen MitarbeiterInnen der Staatssicherheit sich nicht länger in diesem politischen Biotop gemütlich einnisten können, sondern auch in der eigenen Partei sich ihrer Verantwortung in Gänze stellen müssen.

Wenn der Mitgliederentscheid der Thüringer Linkspartei zu rot-rot-grün stattfindet wird er zeigen können, ob die LINKE dazu bereit ist.

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